Presse/Vernissagen

Worauf warten wir, wohin gehen wir

Ludwig Quaas
Ausstellung in der Galerie im Tor

14. Februar 2016 bis 20. März 2016

 

Galerie im Tor

Lammstraße 30

79312 Emmendingen

                                                                                                                              www.galerie-im-tor.de

 

 

 

 

Presseinformation

 

Ludwig Quaas: „Worauf warten wir, wohin gehen wir“

Malerei

14. Feb. -  20. März 2016

 

Unter dem Titel „Worauf warten wir, wohin gehen wir“ zeigt die Emmendinger Galerie im Tor vom 14. 02. bis zum 20. 03. Werke von Ludwig Quaas, Freiburg.

Ludwig Quaas reflektiert in seinen neuen Werken existenzielle Fragen menschlichen Seins. Er malt in einer ihm eigenen Farben- und Formensprache, sowohl auf edler Leinwand als auch auf einfacher Kartonage und weiteren Bildträgern.

Viele schemenhaft leichte Gestalten, beleben seine Werke. Sie gruppieren sich, teils in ausdrucksstarker Szenerie, teils scheinen sie tief in sich versunken, sie lassen Fragen und Deutungen zu, alles bleibt jedoch offen. Warten sie noch? Wohin werden sie gehen? Was war und was wird sein?

Die Malerei von Ludwig Quaas zeigt Wege in tiefere Dimensionen, auf diesen Wegen begegnen sich Künstler und Betrachter, eine Begegnung die keiner Worte bedarf.

 

Bei der Vernissage am 14. Februar um 11.15 wird der Künstler anwesend sein. Zur Einführung spricht Franz Armin Morat aus Freiburg.

Am Sonntag, den 28. Februar 2016 um 17:15 Uhr lädt die Galerie im Tor

zu einem Künstlergespräch mit Ludwig Quaas ein.

Eine Führung durch die Ausstellung findet am Mi. 24. Febr. um 17:15 statt.

Bis zum 20. März ist die Ausstellung mittwochs von 14-17 Uhr, samstags von 11-14 Uhr und sonntags von 11-17 Uhr geöffnet.

 

Einführung:  Franz Armin Morat

 

Lieber Ludwig, meine Damen, meine Herren,

 

Ludwig Quaas ist ein Phänomen. Ich habe mehr als sechzig Jahre einer intensiven Beschäftigung mit der  Malerei hinter mir, weil ich schon als junger Bub damit angefangen habe und nie wieder etwas anderes gemacht habe. Daher will ich Ihnen in aller Unbescheidenheit jetzt erklären, dass eine Gestalt wie Ludwig Quaas vollkommen singulär ist. Einen Menschen wie ihn habe ich in diesen sechzig Jahren kein zweites Mal erlebt. Angefangen hat er um 1965 mit der Malerei. Die folgenden Jahrzehnte erlebte er sozusagen in dreierlei Gestalt. Es gibt den Mediziner, als solcher ist er berühmt geworden, es gibt den Theologen, er hat das Theologiestudium sogar formell abgeschlossen und es gibt den Maler. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er bei der Malerei geblieben, das wäre der Normalfall gewesen. Der Einfluss seines Vaters und seiner älteren Brüder hat dazu geführt dass er sich zunächst der Theologie  zugewandt hat, er hat aber auch während des Studiums der Theologie die Malerei nie aufgegeben. Im Anschluss an die Theologie studierte er Medizin, habilitierte sich an der Universitätsfrauenklinik Freiburg und wurde 1992 Chefarzt im Evangelischen Diakoniekrankenhaus Freiburg. Mit seiner Pensionierung im Jahre 2010 war es dann endlich soweit und die Malerei brach sich eine Bahn mit unerhörter Vehemenz, sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht. In diesen sechs Jahren, in denen er mit außergewöhnlicher Konzentration - um es salopp zu sagen - am Ball blieb, hat er eine eindrucksvolle Anzahl von Werken hervorgebracht. Sie sehen heute und in den nächsten Wochen einen relativ kleinen und überschaubaren Ausschnitt von Arbeiten der Jahre 2014 und 2015, die meisten von 2015.

 

Es gibt davor in der ersten Periode dieser neuen Tätigkeit seit der Emeritierung  als  Medizinprofessor sehr verschiedene Arbeiten, heute sehen wir hier nur einen Teilaspekt seines Werkes. Allen Arbeiten dieser Jahre ist gemeinsam, dass sie sich in einem traditionellen Kontext bewegen. Das ist nicht abwertend  gemeint,  im Gegenteil.  Ludwig Quaas belebt und nimmt auf seine Weise Dinge auf, die sich in der Malerei schon seit über hundert Jahren abspielen; insofern ist er ein geradezu klassischer Maler.

 

Ich möchte ihnen an zwei Beispielen, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken will, Elemente seiner Malweise erklären, um über diesen Einstieg für Sie die übrigen Werke als Betrachter besser und fruchtbarer sichtbar und verstehbar zu machen. Ich spreche zunächst über das Bild Nummer 5 der Werkliste mit dem Titel Downtown 2. Die Hängung des Bildes hat den Vorteil, dass man es, ich hab es sorgfältig abgemessen, in einer Distanz von immerhin 9 Metern betrachten kann. An dieser Stelle möchte ich eine kurzen Einblick in das Material und die Technik der Arbeiten von Ludwig Quaas geben. Es handelt sich hier ausnahmslos um sogenannte Papierarbeiten auf kräftigen Papieren 200 / 300 Gramm, auch auf Kartons, oder Wellpappe unterschiedlicher Stärke, teilweise in Form von Collagen. Die Malerei bewegt sich zwischen Aquarell, Gouache und Acryl. Sie bietet ein weites Spektrum zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, das eigentlich seit der Renaissance ein Operationsfeld der Bildenden Künste darstellt.

 

Wenn Sie nun bei der Betrachtung der verschiedenen Werke Ihre Wahrnehmung in unterschiedlichen Abständen überprüfen, dann  werden Sie dabei feststellen, dass Raumkonstruktionen, Perspektivität -die Sie aus der Nähe gar nicht sehen können -  nur aus einer größeren Distanz sichtbar werden. Das lässt sich an  diesem Werk exemplarisch nachvollziehen. Es gibt im rechten Teil des Bildes mehrere waagerechte und senkrechte Linien, die bei veränderter Räumlichkeit einen völlig anderen Eindruck geben. Es gibt hier die Erfahrung der erstaunlichen Raumtiefe, die man aus kürzerer Distanz gar nicht wahrnehmen kann.

 

Was lernen wir daraus? Die Erscheinungsweise eines Werks der Bildenden Kunst ist abhängig vom Raum und auch vom jeweiligen Licht. Die gilt natürlich nicht von diesem künstlichen Licht hier, das sich ja nicht verändern kann. Wir hoffen also auf ein paar helle Sonnentage am Beginn des Frühlings. Und dann wird man hier bei natürlicher Beleuchtung - und nur bei natürlicher Beleuchtung - die Erfahrung machen können, dass die Erscheinungsweise eines Bildes bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen eben eine höchst verschiedene ist.

 

Die Bilder von Ludwig Quaas zeigen auch, dass der Antagonismus von Abstraktion und Gegenständlichkeit vollkommen obsolet und eigentlich sogar kontraproduktiv und sinnlos ist. Und damit komme ich zur zweiten Arbeit , die im Nebenraum links neben dem Fenster hängt. Da sehen Sie aus der Entfernung, zunächst ein scheinbar völlig abstraktes Bild, beim Nähertreten erscheinen dann zwei Figuren auf der Bildfläche, die ich zunächst als Schachspieler gedeutet habe. Auch in diesem Bild  wird die Fähigkeit von Ludwig Quaas deutlich, Bilder in der Spannung von Abstraktion und Gegenständlichkeit, von Oberfläche und Raumtiefe dem Betrachter erlebbar zu machen.

 

Sie werden also feststellen, welche neuen Erfahrungen Sie bei dem Besuch dieser Ausstellung machen können und da wünsche ich Ihnen für diese Entdeckungsreise alles Gute und ein Maximum an positiver Erfahrung und ich freue mich, dass der Kulturkreis hier diese Möglichkeit geschaffen hat.

 

Zum Abschluss will ich nochmal darauf abheben, dass ein Mensch die Fähigkeit besitzt, auch nach einem äußerst erfolgreichen Berufsleben seiner eigentlichen Neigung , oder, um es ein bisschen pathetischer zu sagen, seiner Berufung zu folgen und in ganz andere Dimensionen einzudringen und, sozusagen salopp gesprochen, noch „einen draufzusetzen“, anstatt die weiß Gott wohlverdiente Pensionierung für Weltreisen oder was sonst noch so üblich sein mag, zu genießen. Allein dieses erhebt Ludwig Quaas, der mit dieser Besessenheit auf alles andere verzichtet und sich nur auf die Malerei stürzt zu einer singulären Figur.

 

Herzlichen Glückwunsch!          

 

                                                                                                                            

Badische Zeitung, Mittwoch, 17.02.2016

Der Sonntag, 14.02.2016

Badische Zeitung Emmendingen, 11.02.2016

Eisenbahn

Ludwig Quaas
 

Ausstellung im Wiehrebahnhof

Wiehrebahnhof
Gerwigplatz 20
79102 Freiburg

 

Eisenbahn (Ausstellung im Wiehrebahnhof)

 

Dr. Antje Lechleiter

Bilder im Neuen Wiehrebahnhof von Ludwig Quaas

 

Vielleicht ist Ludwig Quaas in seinem tiefsten Inneren ein Romantiker, gelingt es ihm doch, seine Serie von "Zugbildern" auf eine zutiefst berührende Weise mit dem Ort ihrer Ausstellung zu verbinden: Der alten Schalterhalle im neuen Wiehrebahnhof. Eine besondere Atmosphäre geht von dieser - nur noch fragmentarisch zu Reisezwecken genutzten - Halle aus. Die alten Fahrkartenschalter und der kleine Kiosk sind geschlossen und steht man in dem großen, hohen Raum, so fühlt es sich an, als ob die Zeit still stehen würde. Das muss auch Ludwig Quaas so empfunden haben, und so kam er auf die Idee, die - ursprünglich für Reiseinformationen genutzten - Schaukästen zur Präsentation seiner "Zugbilder" zu nutzen. Die "Reise" ist in der bildenden Kunst ein beliebtes Symbol des Lebensweges und für die Suche nach geistig-seelischen Zielen. Diesen Wunsch nach Veränderung atmet nicht nur der kleine Bahnhof am Gerwigplatz, sondern ist auch den Bildern des Künstlers eingeschrieben. Menschen stehen am Bahnsteig und warten auf den einfahrenden Zug, sie eilen über die Treppen zu den Gleisen und verharren schließlich in der Hoffnungslosigkeit ihres Tuns. Eine große Schönheit liegt über diesen eindringlichen Bildern, tauchen sie doch die Reise des Lebens in ein warmes, ein mildes und trostspendendes Licht.

 

 

Vanitas                                                                                  Malerei und Fotografie zur Ästhetik der Vergänglichkeit

Badische Zeitung, 10.03.2015

Freiburger Wochenbericht, 11.02.2015